Projektmanagement ist am Ende

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Erinnert Ihr Euch noch? In einem Projekt zu arbeiten, war mal eine Auszeichnung: „Ich bin jetzt auch in einem Projekt “ war ein Karriere-Booster. Heute duckt man sich angesichts der Projektitis, d.h. der Inflation von Projekten besser weg, oder?
Was ist bloß passiert? War Projektarbeit nicht mal der Weg, um innovative und wichtige Dinge in Organisationen umzusetzen?

Stattdessen verzetteln wir uns in Diskussionen um das einzig richtige Vorgehensmodell, in Grabenkämpfen zwischen dummen Wasserfallern und schlauen Agilisten und werfen jeden Tag eine neue Zertifizierung auf den Markt.

Ich finde, die Profession Projektmanagement kann nur überleben, wenn wir realisieren: Die Zeit der Patentrezepte und Erfolgstools ist vorbei. Unser Job ist es aus dem großen PM- Repertoire, das auszuwählen, was für das hie rund jetzt hilfreich ist.  Wir sollten wieder eigenständiges, kritisches Denken trainieren und nicht als Funktionär irgendeiner Managementschule funktionieren. Fünf Treiber weisen dafür den Weg:

  1. Mehr Pioniergeist

Ein wesentliches Kriterium der klassischen Projektarbeit war die „messbare Aufgabe“. In vielen Projekten ist dies immer noch ein zentrales Erfolgskriterium. Aber immer mehr Projektvorhaben müssen sich auf unsicheres, unbekanntes Terrain begeben. Das erfordert neben einem guten und richtigen Projektmanagement vor allem Mut zum Experiment, inspirierende Visionen und kurze Lernschleifen.

  1. Mehr sowohl als auch

Unser Verständnis von Führungs-, Management- und Organisationsfragen ist geprägt von logisch-rationalem Denken. Getrimmt auf die Beantwortung ökonomischer Fragen mit klaren Regeln, Normen und Modellen hat dies oft zu einem mechanistischen Managementdenken geführt. Was wir aber brauchen, ist eine situative Anwendung von Methoden, Techniken und Vorgehensmodellen, die sich an der Sache und dem Kontext des Projektes orientieren. In manchen Fällen wird der Wasserfall Sinn machen, in anderen wird ein agiles Vorgehen zum Erfolg führen. Nicht das entweder- oder soll regieren, sondern das sowohl- als auch.

  1. Mehr Führung

Wir brauchen mehr vorausschauende und proaktive Führung und weniger die Regeln kontrollierendes Management. Mit der Metapher der Seeschifffahrt gesprochen: Mehr Führung auf der Brücke und weniger Management in den Tiefen des Maschinenraums. Führung verstanden als „Servant Leadership“, als eine situative, sinnstiftende, orientierungsgebende und damit systemerhaltende Funktion. Führung wirkt stärker auf das System ein, moderiert so die vielfältigen Teamprozesse und bietet einen verlässlichen Rahmen für erfolgreiche Zusammenarbeit.

  1. Mehr Kooperation

Menschen mussten schon immer kooperieren, um Organisationsziele zu erreichen. In Zukunft wird jedoch mehr echte, interdisziplinäre Zusammenarbeit notwendig sein. Weniger „nacheinander arbeiten“ und mehr „miteinander arbeiten“ wird nötig sein, um die neuen Projektaufgaben zu bewältigen. Dies erfordert eine gereifte Kultur der Teamarbeit und Kooperation – vom selbstbewussten Ich zum verantwortungsvollen WIR. Gruppendynamik, Unterschiede und Reibungen werden offensiv genutzt, um innovative Lösungen zu finden, statt Spannungen in Workshops „abzumoderieren“.

  1. Mehr meisterliches Können

Die meisten Ausbildungsprogramme für (Projekt-)Manager konzentrieren sich immer noch auf die Vermittlung des vermeintlich richtigen und wichtigen Wissens. Wirkliches Können (Mastery) kann nur durch Tun und bewusstes Reflektieren mit Kollegen erreicht werden. Deshalb werden im Projektmanagement immer mehr innovative Lern- und Veranstaltungsformate notwendig sein.

Das PM Camp Hamburg ist so ein innovatives Format. Ich werde meine Thesen dort zur Diskussion stellen und bin schon gespannt auf Deine Meinung….

Das PM Camp findet am 4. Juni 2021 als virtuelles Event statt. Hast Du schon ein Ticket? Hier findest Du sie.

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