Der Responsibility Process – ein Tool für Menschen, die in Projekten arbeiten?

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Wer kennt es nicht. In einem Projekt treten Herausforderungen auf. Das ist normal. Aber wie ich mit den Problemen umgehe, ist das auch normal? Vielleicht für mich ja, weil ich immer so mit bestimmten Problemen umgehe. Aber wenn ich mich umschaue, entdecke ich andere Menschen in Projekten, die anders mit Problem umgehen.

Aber was meine ich eigentlich mit Problem. Und dabei geht es mir nicht darum, dass ich das Wort Problem mit dem Euphemismus Herausforderung anders umschreiben will. Ich meine mit Problemen Situationen, die anders laufen als erwartet, und die bei mir bestimmte Gefühle triggern. Gibt es das tatsächlich unter Projektmanagern, diese Gefühle? Ich denke ja. Jeder hat mal mit Wut, Angst, Trauer oder ähnlichem auch in Projekten zu tun gehabt. Hand aufs Herz. Vielleicht die einen mehr und die anderen weniger. Das ist ja auch eine Typfrage. Aber ich glaube nicht, dass die Menschen, die in Projekten arbeiten, egal ob als Projektleiter, oder Mitarbeiter im Projektoffice, oder einfach als jemand der Konzepte schreibt oder sie umsetzt oder sie testet, nur „cool“ sind und noch nie negative Gefühle in einem Projekt gehabt haben.

Doch wie kann ich mit Problemen umgehen, die solche Gefühlen in mir wecken, vor allem, wenn sie mich oder meine Zusammenarbeit mit den anderen stören?

Klassiker Nummer Eins ist: ich leugne das Problem. Das ist quasi Vogel-Strauß-Politik für Erfahrene. Ich schaue nicht hin, dann existiert das Problem auch nicht. Das ist eine praktikable Vorgehensweise, vor allem wenn man noch ein Kind ist. Aber als Erwachsener? Positiv ausgedrückt handelt es sich um das Erstarrt sein vor der Schlange. Ich bewege mich nicht und mach die Augen zu, dann sieht mich die Schlange oder der Säbelzahntiger schon nicht. Ist eine alte hergebrachte Vorgehensweise, die zur Zeit der Säbelzahntiger sicherlich angebracht war. Manchmal oder häufig? Egal, heute hilft das nicht wirklich weiter, wenn ich das Problem gelöst haben will.

Klassiker Nummer Zwei ist die Beschuldigung des anderen Teilprojektes oder der anderen Gruppe. Die haben uns missverstanden, die haben den Fehler gemacht. Wir sind sauber und fein raus. Das mag funktionieren, aber irgendwann spielt das andere Teilprojekt das auch so. Weil wir den Fehler gemacht haben. Das fühlt sich dann auch nicht gut an. Und obendrein erledigen sich Probleme rein durch das Benennen der Schuldigen nicht.

Und damit haben wir auch schon den dritten Klassiker. Wenn ich dann beschuldigt werde, gehe ich ins Rechtfertigen. Es gibt gute Gründe, warum ich so gehandelt habe. Ich bin nicht schuld. Die Umstände sind es! Und wieder komme ich aus der Nummer raus. Wirklich? Wenn mir das häufiger passiert, wie bei den anderen Klassikern auch, sollte ich mich irgendwann mal fragen, woran es denn wirklich liegt. Auch hier gilt, dass eine Entschuldigung für das Problem zwar nützlich ist, um es zu lösen, es ist aber dadurch noch nicht gelöst.

Manche Menschen gehen aber ggf. auch ins sich schämen. Da fühle ich mich voll verantwortlich für das Problem und denke, immer passiert mir das. Ich sollte das nicht tun. Auch das ist eine klassische Umgehensweise mit einem Problem, aber löst das Problem ebenfalls nicht.

Und es gibt noch eine Vorgehensweise: So geht das nicht weiter, jetzt muss ich aber hier mal was tun und durchgreifen. Hier muss ich was ändern. Muss ich wirklich etwas ändern? Bzw. wo muss ich etwas ändern? Diese Vorgehensweise führt ja immerhin zum Handeln und löst das Problem, kostet uns aber ob der dahinterliegenden gefühlte Ungerechtigkeit oder Verpflichtung viel Energie.

Es gibt noch eine andere, kreativere Möglichkeit mit dem Problem umzugehen. Ich fange an nachzuforschen. Ich bewerte das Problem nicht gleich als Problem, sondern frage mich und vielleicht auch die anderen, wie es dazu kommen konnte, was dahintersteckt. Wichtig ist, dass ich und wir das ohne Bewertung tun, dass wir davon ausgehen, dass unsere Wahrnehmung insgesamt unvollständig ist. Und wenn wir die Hintergründe kennen, können wir neue Perspektiven erkennen, vielleicht sogar neue Handlungsoptionen entdecken. Daraus kann dann Stärke erwachsen. Sowohl für den Einzelnen wie auch miteinander.

Diese andere Vorgehensweise ist lernbar, es kann dauern. Meistens hat man sich an die klassischen Vorgehensweisen Leugnen – Beschuldigen – Rechtfertigen – Schämen – Verpflichtet sein/fühlen schon so gewöhnt, dass man erst einmal lernen muss, diese Handlungsweisen bei sich zu entdecken. Und erst wenn ich das immer häufiger schaffe und immer früher mich erwische, kann ich anfangen in die Verantwortung zu gehen und neu mit solchen Situationen umgehen.

Leadership fängt bei mir selbst an. Der Responsibility Process von Christopher Avery kann einem gut dabei helfen.

Wenn Du mehr dazu erfahren willst, dann komm doch zu unserem PM Camp Hamburg am 4. Juni 2021. Dort können wir uns gerne dazu austauschen. Da auch Nadine Wolf da sein wird, die den Responsibility Process im deutschsprachigen Raum lehrt und weitergibt, haben wir eine kompetente Ansprechpartnerin dabei.

Die Tickets gibt es hier: https://pmcamphh2021virtuell.eventbrite.de

Bild von Gerd Altmann auf Pixabay 

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